So nahe wie möglich an der Natur

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Von Tierwelt
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So nahe wie möglich an der Natur

Was für Futter braucht ein Rentier? Warum können Löwen nicht mit Katzenfutter ernährt werden? Wie ersetzt man das Futter eines Zootieres, wenn dessen natürliche Nahrung in der Schweiz nicht existiert? Diesen Fragen geht Tierärztin Dr. Anja Tschudin nach, die bei Granovit für die Produkte des Bereichs «Zoofeed» verantwortlich ist.

An diesem bewölkten Oktobermorgen sind noch nicht viele Besucher im Basler Zoo. Es ist ein idealer Zeitpunkt für Anja Tschudin, um wieder einmal Zoo-Tierärztin Dr. Fabia Wyss einen Besuch abzustatten. Die beiden Tierärztinnen begrüssen sich herzlich, Anja Tschudin erkundigt sich nach allfälligen Problemen der Tiere. «Einer unserer Wildesel hat immer noch Probleme mit den Hufen, möglicherweise könnte die verminderte Hornqualität  am Futter liegen», mutmasst Fabia Wyss – eine verbesserte Aufnahme von Nährstoffen haben die beiden Tierärztinnen vor kurzem diskutiert. Die 34-Jährige Fabia Wyss ist bereits seit fünf Jahren Tierärztin im Zoo Basel und für sämtliche medizinischen Belange zuständig. Dazu gehört auch die Fütterung der Tiere, die im Zoo eine grosse Rolle spielt. «Wir versuchen, die optimale Ernährung für die Tiere als Präventionsinstrument einzusetzen, damit sie gar nicht erst krank werden», erklärt Fabia Wyss.

Hier kommt der Futterhersteller Granovit ins Spiel. Das Schweizer KMU aus Kaiseraugst beschäftigt Anja Tschudin als Produkt-Ingenieurin im Bereich «Zoofeed». Der 36-Jährigen ist bewusst, dass ihre Abteilung einen sehr spezialisierten Bereich der Tierfütterung abdeckt. Die Firma arbeitet aus Tradition seit über 40 Jahren mit Zoos zusammen», erzählt sie, «wir haben alles, was es braucht, um Futter für Zootiere zu produzieren.»

Davon profitiert nicht nur der Zoo Basel, sondern zahlreiche andere Institutionen im In- und Ausland. «Wir bestimmen natürlich am Ende, was wir gerne hätten», sagt Basels Zoo-Tierärztin Fabia Wyss, «aber mit Granovit haben wir einen Partner, bei dem wir nicht nur Futter kaufen, sondern mit dem wir auch eng zusammenarbeiten. Für mich persönlich ist es eine grossartige Gelegenheit, mit jemandem ein Problem zu diskutieren, der mir einen Rat erteilen kann.» Wenn Fabia Wyss und ihre Mitarbeiter ein Fütterungsproblem vermuten, bekommen sie von Anja Tschudin umgehend eine Beratung mit Verbesserungsvorschlägen. «Das gilt aber auch für Leute, die hobbymässig Fasane, Alpakas oder Wallabies halten», fügt Anja Tschudin an, «auch sie haben Anrecht auf eine professionelle Beratung und profitieren von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Granovit in Kooperation mit den Zoos erarbeitet.»

Ersatz für natürliche Nahrung

In der Welt der Zoos ist der ökologische Aspekt besonders wichtig. Die Tiere sollen sich so naturnah wie möglich ernähren können, ohne gleich ganze Vegetationen aus anderen Kontinenten einfliegen zu lassen. Dem trägt Anja Tschudin auch bei der Entwicklung ihrer Produkte Rechnung: «Wir arbeiten zu einem grossen Teil mit Schweizer Rohstoffen. Bei den Futtermitteln für Pflanzenfresser habe ich inzwischen Soja aus den Rezepturen gestrichen und es mit einheimischen Rohstoffen ersetzt. Das ist eine weitere Stärke von Granovit: Wir arbeiten möglichst lokal und regional – und das ist ganz im ökologischen Sinn eines Zoos.»

Könnten daher auch Tiger oder Löwen mit herkömmlichem Katzenfutter ernährt werden? «Die Abdeckung des Nährstoffbedarfs wäre in der Theorie damit zwar möglich, aber wir wollen das Tier möglichst naturnah ernähren. Eine Raubkatze muss ihre Zähne, Krallen, Kiefermuskulatur etc. brauchen», wendet Anja Tschudin ein, «die Raubkatzen werden meist mit grossen Fleischstücken gefüttert. Das ist aber keine ausgewogene Ration, denn in der Natur frisst der Löwe mehr Organe, Knochenanteile oder Bindegewebe. Das, was im Fleisch nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, wird von uns mit einem Ergänzungsfutter in Form eines Granulats angereichert. Das Fleisch kann damit «paniert» werden, um die fehlenden Nährstoffe so zu ergänzen. Die Natur können wir niemals eins zu eins ersetzen, aber wir versuchen, sie so gut wie möglich zu imitieren.»

Der Berliner-Trick bei den Elefanten

Fabia Wyss hat täglich mit der Fütterung der Tiere im Zoo zu tun. Ihre Klientel ist unterschiedlich kompliziert. «Grasfresser sind am einfachsten zu füttern. Schwieriger wird es zum Beispiel bei Rentieren, die sich nur von Flechten ernähren. Wo sollen wir so viele Flechten auftreiben?» In Zusammenarbeit mit Granovit und Anja Tschudin konnte nach langem Ausprobieren eine Lösung für die Rentiere gefunden werden. Die Flechten wurden durch eine geraffelte Gemüsemischung aus Fenchel und Randen ersetzt, die mit Pellets und proteinreichem gehäckseltem Heu angereichert wurden.

Bei der Verabreichung von Medikamenten greift der Zoo Basel ab und zu auf einen Trick zurück. «Elefanten merken sofort, wenn wir ihnen irgendwelche Medizin unterjubeln wollen», lacht Fabia Wyss, «deshalb stopfen wir die Tablette nun in die Konfitüren-Füllung eines Berliners.» Aus ernährungstechnischer Sicht will Anja Tschudin das nicht gehört haben – lächeln muss sie trotzdem.

11. Dezember 2020
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